Inhalt
Vorwort
Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre
Geschätzte Freunde der Oensingen-Balsthal-Bahn
Im vorliegenden Geschäftsbericht 2001 sind wie immer die wesentlichen Aktivitäten und Ergebnisse des vergangenen Jahres offengelegt. Dabei fällt auf, dass einige Zahlen ausserordentlich stark vom Vorjahresergebnis abweichen. Der Grund liegt in der Umstellung auf den Mischbetrieb im regionalen Personenverkehr. Die entsprechende Kooperation mit dem Postautodienst Thal läuft seit Juni 2001. Das Bahnbetriebsergebnis ist aber nicht nur durch diese Umstellung «ausserordentlich» geworden, sondern auch durch andere unbudgetierte Positionen. Den guten Verkehrs- und übrigen Leistungserträgen stehen ausserordentliche Infrastruktur- und Neuorganisationskosten gegenüber. Durch Beanspruchung von Rückstellungen und Abgeltungsreserven konnte die negative Bahnrechnung aber doch noch einigermassen budgetkonform gestaltet werden, so dass die Gesamtrechnung, d.h. Bahn und Nebengeschäfte zusammen, ein ausgeglichenes, knapp positives Ergebnis zeigt. Für dieses Resultat dankt der Verwaltungsrat allen, die dazu beigetragen haben, insbesondere den Mitarbeitern sehr herzlich. Eine neue bedeutende Ertragsposition unserer Rechnung resultiert aus dem Betrieb der Kehrichtumladestelle in der Klus. Es ist dies das erste grössere Güterumschlagsprojekt im Kluser Werksareal. An diesem verkehrstechnisch günstigen Standort werden von einem OeBB-Mitarbeiter Kehrichtladungen von der Strasse auf die Schiene verlagert und zur KEBAG weiterspediert. Der Betrieb läuft zur Zufriedenheit aller sehr effizient und reibungslos. Wir sind überzeugt, dass die Klus auch für andere Logistikprojekte ein guter Standort ist. Diese aufzuspüren und zu akquirieren, gehört zu unseren künftigen Aufgaben. Kaum ist im Thal der Mischbetrieb aufgenommen worden, stellen sich für den RPV schon neue Organisationsaufgaben. Denn ab Fahrplanwechsel 2004 fallen in Oensingen die direkten Schnellzugsverbindungen über Biel und Zürich hinaus weg. Die Halte der Ersatzschnellzüge Zürich-Biel-Zürich in Oensingen fallen zudem zeitlich «entzwei». Das bedeutet für die Region eine Verschlechterung des OeV-Angebotes. Dieses noch akzeptabel zu gestalten, ist nun Aufgabe einer kantonalen Arbeitsgruppe, der alle OeV-Anbieter am Jurasüdfuss inkl. oeBB angehören. Parallel dazu werden in einer separaten Studie die Verbindungen Solothurn-Niederbipp-Oensingen und Lagenthal-Oensingen planerisch untersucht. Hierbei ist auch die Weiterführung bis Balsthal zum Thema geworden. Nun noch einige Ausführungen zur strategischen Entwicklung und Zukunftssicherung der Unternehmung. Wir haben im BerichtsJahr dazu Wesentliches geleistet und eine geeignetere Organisationsstruktur ausgearbeitet. Der Verwaltungsrat stellt sie zu gegebener Zeit in einem separaten Papier vor und hofft, dass sie dann Ihre Zustimmung findet. Hier nur kurz etwas zur Ausgangslage sowie zu Zweck und Ziele dieser Neuorganisation- Wie fast alle Bahnen hat auch die oeBB im Verlaufe ihrer Firmengeschichte neben dem Bahnbetrieb noch weitere Unternehmensaktivitäten ausgeübt. Heute sind die oeV-Anbieter gehalten sich primär dem Kerngeschäft zu widmen und ihre entsprechenden Leistungen, Infrastrukturen und Kosten zu optimieren bzw. anzupassen. Dies führt oft zu Kooperationen oder sogar Fusionen. Das Zusammengehen zweier Partner wird aber durch den integrierten Betrieb von Nebenaktivitäten sehr erschwert. Die Entflechtung der Strukturen und Aktivitäten wird die Fusionsfähigkeit wesentlich verbessern. Zu diesem Zweck soll aus der Unternehmung der Nebengeschäftsbereich ausgegliedert und verselbständigt, die oeBB also wieder ein reiner Bahnbetrieb werden. Mit der Fusionsfähigkeit unserer Bahn sichern wir auch eine weiterhin aktive Anbindung des Thals an das Schweizer Schienennetz. Wir verfolgen zudem weitere wichtige Ziele, nämlich die freie Weiterentwicklung der Nebengeschäfte und Erhaltung der Arbeitsplätze sowie mindestens der Substanz und Werterhalt für unsere Aktionärschaft.
Wir blicken dankbar auf das Jahr 2001 zurück und voller Zuversicht in die Zukunft.
Ihr Ruedi Freiermuth
Präsident des Verwaltungsrates
Auf einen Blick
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2001 |
2000 |
Veränderung
in % |
Verkehrsleistungen |
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Beförderte Personen |
497 093 |
492 860 |
+ 1.0 |
Beförderte Gütertonnen |
81 785 |
60 571 |
+ 35.0 |
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Erfolgsrechnung |
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Ertrag Reiseverkehr |
552 428 |
517 185 |
+ 6.8 |
Ertrag Güterverkehr |
309 850 |
294 279 |
+ 5.3 |
Nebenerträge |
341 4531) |
229 485 |
+ 48.8 |
Personalaufwand |
950 416 |
1 133 161 |
- 16.1 |
Sachaufwand |
835 5952) |
750 704 |
+ 11.3 |
Abschreibungen |
119 100 |
124 390 |
- 4.3 |
Ausserordentlicher Aufwand |
292 |
2 634 |
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Unternehmungserfolg |
1 028 |
28 332 |
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Personalbestand |
10.3 |
12.3 |
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1)inkl. Betreuung Kehrichtumladestation
2)inkl. Entschädigung von Fr. 270 080.- an Postautodienst Balsthal für die Leistungen im Regionalen Personenverkehr
Reiseverkehr
Am 10. Juni 2001 wurde der Mischbetrieb eingeführt. Von Montag-Freitag verkehren nur noch 4 Personenzugspaare und 3 Güterzugspaare mit Personenbeförderung. Samstag und Sonntag verkehrt nur der Bus. In den 4 Zugspaaren, die in den Spitzenzeiten verkeren, werden durchschnittlich 540-580 Personen pro Tag befördert. Die Verbinungen Balsthal ab 06.45 und Oensingen ab 17.02 sind mit je ca. 150 Personen am besten augelastet.
Die Umstellung verlief nicht ganz problemlos, mussten in den Bussen doch vermehrt Stehplätze in Kauf genommen werden. Die Umstellung nach 102 Jahren Bahnbetrieb war nicht für alle Reisenden nachvollziebar und die Betriebsform «Mischbetrieb» musste zuerst den Kunden verständlich gemacht werden. Die Anzahl der beförderten Personen ist leicht angestiegen. Beim Einzelreiseverkehr ist eine Abnahme von 3 % und im Gruppenreiseverkehr eine starke Abnahme von 25 % zu verzeichnen.
Die Abnahme ist zu einem Teil durch die verschlechterten Reservationsmöglichkeiten bei den neuen Neigezügen auf dem Jurasüdfuss zurückzuführen. Verschiedene Züge sind für Gruppen gesperrt. Interventionen bei der SBB haben zu keinem postitiven Ergebnis geführt. Der Abonnentenverkehr hat dafür um 3 % zugenommen und ist mit 74.6 % der wichtigste Verkehrszweig. Bei den Einnahmen konnte eine Zunahme von 3.4 % erzielt werden.
Die Zunahme ist durch verbesserte Anteile im Tarifverbund Olten und bei den Generalabonnementen zu erklären.
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Bus und Bahn stehen im «Mischbetrieb» für die Kunden bereit | Foto: Heinz Kamber |
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Güterverkehr
Durch die Inbetriebnahme der Kehrichtumladestation Balsthal-Klus, konnte mit 81 785 beförderten Tonnen das beste Ergebnis seit 1986 erzielt werden. Die Zunahme beträgt 35 %.
Ab Klus wurden 535 vierachsige Güterwagen mit je 3 Containern nach Zuchwil transportiert. Die Verlagerung der Kehrichttransporte aus unserer Region von der Strasse auf die Schienen wurde durchwegs positiv aufgenommen. Beim Holztransport ist mit 142 Wagen ein neuer Rekord erzielt worden. Der grösste Teil wird nach Italien exportiert, ein Teil geht nach Oesterreich und nach Menznau. Ein Rückgang ist leider beim Transport der Zellulose im Empfang für die Tela-Kimberkey zu verzeichnen. Beim internen Verkehr und beim «Rollenden Lager» konnte das sehr gute Ergebnis des Vorjahres gehalten werden. Mit dem Bau einer Produktionshalle der Firma Marti Tunnelbau, hoffen wir in der Zukunft auf neue Bahntransporte ab dem Anschlussgleis Maiacker.
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Güterzug in der Klus mit Wagen von unseren drei wichtigsten Kunden: Tela Kimberley, Holztransporteure und KEBAG | Foto: Heinz Kamber |
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Fahrzeuge
Die Pendelrevision am Doppelpendel (ABDe 4/8) wird zum ersten Mal vom OeBB-Personal ausgeführt. Durch den knappen Personalbestand verzögert sich die Revision; sie wird erst im Frühling 2002 beendet sein. Bei dieser Revision werden die Drehgestelle ausgebaut und sämtliche Teile revidiert. Ebenfalls wurde ein Motor ausgebaut und ersetzt. Beim «Roten Pfeil» (RBe 2/4) wurde ein neuer Bodenbelag eingebaut. Dank dem grosszügigen Sponsoring der Netto-Einkaufsgruppe AG in Balsthal, Raum und Wohnen Mumenthaler in Oensingen und der Mithilfe der Arbeitsgruppe «Seetal-Krokodil, Roter Pfeil», konnten die Arbeiten ohne Kostenfolgen ausgeführt werden.
Betrieb
Der Betrieb konnte reibungslos, unfall- und störungsfrei abgewickelt werden. Am 9. Juni wurden (vorläufig) zum ersten Mal sämtliche Verbindungen zwischen Balsthal und Oensingen mit dem Zug geführt. Am 10. Juni erfolgte dann die Umstellung auf den Mischbetrieb. Die Lokführer haben im Juni 2001 die periodische Fahrdienst-Prüfung mit Erfolg absolviert. Sie wurde auf Grund der neuen Vorschriften durchgeführt und erforderte eine intensive Vorbereitung.
Anlagen und Einrichtungen
Im Geschäftsjahr 2001 wurden folgende Arbeiten ausgeführt:
- Bahnübergangsanierung Landi Balsthal
- Infolge einer gebrochenen Platte beim Bahnübergang wurde der ganze Uebergang saniert.
- Im «Von Roll-Areal»
- in der Klus wurden Sanierungsarbeiten an den Weichen ausgeführt
- Im Bahnhof Oensingen
- musste die Umgehungsleitung der Fahrleitung infolge eines grösseren Defekts an der alten Leitung neu gebaut werden. Die Arbeiten wurden vom Fahrleitungsdienst der SBB in Olten ausgeführt.
Nebengeschäfte im marktwirtschaftlichen Bereich
Die Dampffahrten sind leider wieder rückläufig. Aus diesem Grund werden die Rotpfeilfahrten immer mehr zu einem wichtigen Bestandteil des Nostalgiebetriebes. Im Berichtsjahr wurden 15 Extrafahrten in der ganzen Schweiz durchgeführt. Der Rote Pfeil ist mit 60 Sitzplätzen das ideale Fahrzeug für einen Hochzeitsapéro, einen Vereins- oder Firmenausflug oder eine spezielle Geburtstagsfeier. Er wird vor allem benutzt um verschiedene Nebenlinien zu befahren, und dies alles ohne ein einziges Umsteigen. Durch die neue Zusammenarbeit mit dem Büro Rail Event in Winterthur, können die Fahrten zu einem angemessenen Preis durchgeführt werden. Das Büro Rail Event bestellt die Trassen für die Extrafahrten und stellt auch einen streckenkundigen Lokführer. Durch die Zusammenarbeit mit fast sämtlichen Privatbahnen, verfügt Rail Event über genügend Lokführer, die auf den entsprechenden Linien eingesetzt werden können. Ebenfalls bestellt Rail Event den Roten Pfeil, den BDe 4/4 oder den RFe 4/4 und die Salonwagen bei der OeBB, für Fahrten die durch sie organisiert werden.
Der Rote Pfeil wird immer durch einen OeBB-Lokführer geführt und durch einen streckenkundigen Lokführer begleitet.
Dampflokgruppe
Durch den starken Rückgang bei den Dampfextrazügen kamen die Lokführer nicht mehr regelmässig zum Einsatz. Trotzdem hat die Sicherheit erste Priorität. Gleichzeitig mit den OeBB-Lokführern haben die 3 Dampflokführer im Juni 2001 die periodische Lokführerprüfung absolviert und mit sehr gutem Erfolg bestanden.
Die Arbeiten an der Dampflok «Gnom» im Verkehrshaus Luzern wurden auch in diesem Jahr weitergeführt und sollten im Sommer 2002 abgeschlossen sein. Pfarrer Fritz Sartorius hat in diesem Jahr das Zepter an Renato Freiburghaus übergeben und wird nicht mehr als Dampflokführer oder Heizer tätig sein. Wir danken Pfarrer Fritz Sartorius recht herzlich für seinen grossen Einsatz seit der Aufnahme des Dampfbetriebes im Jahre 1975. Mit seinem grossen Engagement hat er viel zum Ansehen des Dampfbetriebes und der Oensingen-Balsthal-Bahn beigetragen. Er konnte viele junge Leute für dieses Hobby begeistern. Somit ist auch garantiert, dass der Dampfbetrieb weitergeführt wird.
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| Foto: Heinz Kamber |
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Tätigkeitsbericht Arbeitsgruppe Seetal-Krokodil
An den im Geschäftsbericht 2000 aufgelisteten Aufgaben wurde planmässig weitergearbeitet. Eine schwerwiegende Pendenz konnte abgebaut werden. Schon lange war den Fachleuten innerhalb der Arbeitsgruppe der vorgesehene Einbau eines Trafos aus einem BDe 4/4 Triebwagen unsympathisch. Man befürchtete unberechenbare Belastungen der doch 60 Jahre alten Treibmotoren. Als dann Willy Leu von der Arbeitsgruppe einen aus der Bauzeit unseres Krokodils stammenden Trafo in einer Ce 4/4 der BLS entdeckte, liefen die Telefone heiss. Jedenfalls wurde im Juli 2001 durch die Firma Eggenschwiler, Balsthal, ein ca. 10 Tonnen schwerer Trafo von Fleurier nach Balsthal überführt. Dadurch ergaben sich insofern neue Probleme, als die alten Berechnungen und Konstruktionen des seinerzeitigen Projektes der Ingeneurschule Biel hinfällig wurden und neue Lösungen gesucht werden mussten. Der äusserlich revidierte Trafo steht in der Halle der Firma Eggenschwiler und wartet auf seinen Einbau in den Mittelteil.
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Trafo der Ce 4/4 vor der Renovation | Foto: Martin Gerosa |
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Trafo der Ce 4/4 nach der Renovation | Foto: Martin Gerosa |
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