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Geschäftsbericht 2008

Inhalt


Vorwort

Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre
Geschätzte Freunde der Oensingen-Balsthal-Bahn

Nach einem positiven Geschäftsjahresbeginn beherrschten zum Jahresende die weltweite Finanzkrise und der sich daraus entwickelnde wirtschaftliche Einbruch die Nachrichten rund um den Globus. Wie hat sich die OeBB in diesem schwierigen Umfeld gehalten? Nach unserer eigenen summarischen Beurteilung können wir mit dem erreichten positiven jahresergebnis 2008 durchaus sehr zufrieden sein. Wir haben das Budget nicht ganz erreicht, aber doch den letztjährigen Einnahmen-Rekord leicht übertroffen und können unter den gegebenen Umständen ein sehr beachtliches Resultat ausweisen. Das Unternehmen hat nebst seinen bekannten Fähigkeiten und Tugenden wie Sicherheit und Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft und Flexibilität auch seine Krisenresistenz dank geschickter Diversifikation relativ klar bewiesen. Dafür danken wir unserer Belegschaft einmal mehr sehr herzlich.

Die einzelnen Sparten sind recht unterschiedlich ausgefallen; so hat im Berichtsjahr der RPV sich gehalten, der Güterverkehr wieder stark zu- und die Nostalgieeinnahmen ebenso stark abgenommen. Der Bereich Güterverkehr wird wesentlich von den Marti-Transportaufträgen für Tunnelelemente bestimmt. Einbussen im Nostalgiebereich sind einerseits mit der konjunkturellen Entwicklung im Berichtsjahr 2008 zu erklären und andererseits auf die altersbedingten Störanfälligkeiten bzw. Ausfälle der Fahrzeuge zurückzuführen. Letztere belasteten übrigens das Betriebsergebnis im letzten Jahr ausserordentlich stark. Dass die OeBB aber stets bemüht ist, in ihrem Hauptgeschäft aktuelles Rollmaterial einzusetzen, wurde im 2008 «augenfällig». Die von der SBB gekaufte NPZ-Komposition erfüllt die Bedürfnisse unserer Kundschaft und passt auch optisch ausgezeichnet ins Thal. Wir registrieren erfreut ein stetiges Ansteigen unserer Fahrgastzahlen, im Berichtsjahr auf rund 550000 beförderte Personen. Diesen bieten wir zudem ebenfalls seit letztem jahr optimale Umsteigeverhältnisse in der Thalbrücke. Der neue Umsteigebahnhof bietet mehr Sicherheit und Komfort. Wir wollten mit dem Neubau aber auch ein Symbol setzen, ein Zeichen unseres Glaubens an die eigene Zukunft wie auch an die Prosperität des Thals. Mit diesem einladend modernen Bau haben wir ein wesentliches Funktionselement am Eingang zum Naturpark Thal realisiert, das uns gelungen ist und auf das wir stolz sein können.

Wir bedauern andererseits ausserordentlich, dass wir in unseren Bemühungen um den Bau von AIterswohnungen immer noch nicht weiter gekommen sind. Alle entstandenen Kosten wurden abgeschrieben, Wille und Zuversicht sind nach wie vor vorhanden.

Ich will noch auf ein weiteres ausserordentliches Ereignis hinweisen: die Vollendung der Totalrevision des Seetal-Krokodils durch die Arbeitsgruppe des gleichnamigen Vereins. Die Krönung dieser Arbeit hat im 2008 das BAV mit der Erteilung der Betriebsbewilligung vollzogen. Die Freiwilligen-Arbeitsgruppe hat während 12 langen Jahren beharrlich und unermüdlich auf dieses Ziel hin gearbeitet und eindrücklich bewiesen, dass ein guter Geist und unerschütterlicher Glaube scheinbar Unmögliches vollbringen kann. Ihre wahre Teamleistung ist unbeschreiblich und verdient sehr grosse Anerkennung sowie von uns allen ein herzliches Dankeschön.

Zum Schluss noch dies: Dass die Finanzkrise uns und unsere Pensionierten im Berichtsjahr doch über die Pensionskasse ASCOOP unmittelbar getroffen hat, ist leider eine sehr schmerzliche Tatsache. Die seit 3 Jahren laufenden Sanierungsbemühungen wurden durch den Börseneinbruch nicht nur unterbrochen, sondern zunichte gemacht und die bestehende Deckungslücke blieb. Die Rückkehr auf den geplanten Sanierungspfad wird von uns künftig enorme Kompensationsanstrengungen erfordern. Trotzdem freuen wir uns über die guten Ergebnisse im 2008 und die Wertschätzung unserer Arbeit. Wir danken allen, die uns bei der Erfüllung unserer Aufgaben geholfen haben, und zählen auch in Zukunft sehr gerne auf ihre Unterstützung.

Ihr Ruedi Freiermuth
Präsident des Verwaltungsrates


Dank

Wir danken:

  • unseren Fahrgästen und unseren Kunden im Güterverkehr für die Benützung der Bahn und die Inanspruchnahme unserer verschiedenen Leistungen.
  • unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die stets zuverlässige Arbeitsleistung und die gute Zusammenarbeit.
  • der SBB AG für die Aufträge im Regionalen Personenverkehr und im Einzelwagenladungsverkehr sowie die gute Zusammenarbeit.
  • der Dampflokgruppe und der Arbeitsgruppe Interkantonales Kulturprojekt «Roter Pfeil, Seetal-Krokodil» für ihr Engagement und die geleistete Arbeit.
  • den Behörden von Bund, Kanton und Gemeinden sowie dem Postautodienst Baisthal für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung.

Auf einen Blick



2008 2007 Veränderung
in %
Verkehrsleistungen  
Beförderte Personen 1) 1)
Beförderte Gütertonnen 163 090 82 062 +99.7
Unternehmungserfolg 20 956 32 595  
Personalbestand 15.0 14.0  

1) Die Verkehrsleistungen im Personenverkehr werden im Auftrag der SBB und in Zusammenarbeit mit Postauto Schweiz ausgeführt. Aus diesem Grund kann die genaue Zahl der beförderten Personen nicht mehr ermittelt werden.

Reiseverkehr

Die Frequenzen haben erneut zugenommen . Zusammen mit dem Postautodienst Baisthal wurden ca. 550 000 Personen zwischen Baisthal und Oensingen transportiert. Die Anzahl der Stichkontrollen wurde noch einmal erhöht, da die Prozentzahl der Reisenden die ohne gültigen Fahrausweis reisen, mit 5% immer noch zu hoch ist. Durch die Zunahme der Verspätungen der Schnellzüge in Oensingen, konnte leider die Anschlussgarantie nicht zu 100% gewährleistet werden und es kam zu mehreren unangenehmen Anschlussbrüchen.

Güterverkehr

Der Transportauftrag der Firma Marti Tunnelbau AG für Tunnelelemente nach Porrentruy hat dazu beigetragen, dass die Zunahme gegenüber dem Vorjahr fast 100 Prozent beträgt. Die regelmässigen Holztransporte, die Transporte der Firma Swiss Quality Paper AG und der Verkehr ab der Kehrichtumladestation Klus haben ebenfalls zum guten Ergebnis beigetragen. Beim Transport von Holzschnitzel von Baisthal nach Basel wurde ein Transportsystem eingesetzt, bei dem auch die OeBB einen wesentlichen Beitrag leistet. Leere Abrollcontainer werden direkt und sehr einfach ab dem Bahnwagen auf den Lastwagen gezogen und in den Wald transportiert. Dort wird das Abfallholz direkt zu Schnitzeln verarbeitet und in die Abrollcontainer geblasen. Diese werden in Baisthal wieder auf die Bahnwagen geschoben. In unregelmässigen Abständen werden 9 Wagen mit je 3 Container mit Total 360 Tonnen Schnitzel beladen.

[Martizug unterwegs nach Oensingen, für den Weitertransport nach Porrentruy.]
Martizug unterwegs nach Oensingen, für den Weitertransport nach Porrentruy.Foto: W. Ruetsch
[Die mit Holzschnitzel beladenen Container werden im Freiverladeplatz in Baisthal auf den Bahnwagen geschoben.]
Die mit Holzschnitzel beladenen Container werden im Freiverladeplatz in Baisthal auf den Bahnwagen geschoben.Foto: Heinz Kamber

Fahrzeuge

Am 11. Januar 2008 wurde die von der SBB gekaufte NPZ-Komposition, bestehend aus dem Triebwagen und dem Steuerwagen nach Baisthal überführt. Zudem wurde ein Mittelwagen mit 1. und 2. Kl. Abteilen dazu gekauft. Die Fahrzeuge wurden neu gestrichen und mit dem OeBB-Logo versehen. Die Komposition verfügt über 190 Sitzplätze und genügt somit der täglichen normalen Spitzenfrequenz von 180 Personen. Nach der Inbetriebnahme im Frühling trat dann nach 3 Monaten leider bereits ein Defekt an einem Drehgestell auf, der die Ausserbetriebsetzung bis Ende Jahr zur Folge hatte. Während dieser Zeit verkehrte anstelle des NPZ-Triebwagen der RBe 540 Triebwagen. Der Zwischenwagen und der Steuerwagen konnten somit weiterhin eingesetzt werden. Regelmässige Unterhaltsarbeiten sind auch für die Dieselloks notwendig, die für die Martizüge und für das Manöver der KEBAG dauernd im Einsatz sind.

[3-teilige NPZ-Komposition mit Schloss Alt Falkenstein im Hintergrund .]
3-teilige NPZ-Komposition mit Schloss Alt Falkenstein im Hintergrund .Foto: Mathias Rieder

Betrieb

Mit Ausnahme eines Rangierunfalls im Anschlussgleis der Swiss Quality Paper AG, konnte der Betrieb unfall- und störungsfrei abgewickelt werden. Mit dem Neubau der Haltestelle Thalbrücke konnte ein kritischer Punkt optimal gelöst und die Sicherheit stark verbessert werden.

Bahn-Infrastruktur

Der Neubau der Haltestelle Thalbrücke darf sicher als Höhepunkt im Bereich Infrastruktur bezeichnet werden. Jahrelang war die Haltestelle ein Risiko, mit engen Verhältnissen im Perronbereich und dem Kiosk. Nun darf das Eingangstor zu Baisthal, zusammen mit dem Kreisel, sicher mit Stolz präsentiert werden . Neben dem grossen Kiosk wurde den OeV-Benützern eine optimale Umsteigesituation Bahn/Bus geschaffen. Gleichzeitig wurde die Haltestelle mit dem neusten Billettautomaten S-POS ausgerüstet, der auch das bargeldlose Zahlen ermöglicht. Zudem können fast sämtliche Fahrausweise am Automaten gelöst werden. In Baisthal wurde ebenfalls zum gleichen Zeitpunkt der neue Automat in Betrieb genommen.

Durch den 1/2-Std.-Takt im Personenverkehr und den hohen Tonnagen im Güterverkehr wird die Infrastruktur stärker belastet. Aus diesem Grund werden jährlich abschnittweise Unterhaltsarbeiten am Trassee durchgeführt. Dazu gehört auch wie im Berichtsjahr das maschinelle Krampen.

[Haltestelle Thalbrücke mit Kiosk und idealem Umsteigeort Bahn/Bus.]
Haltestelle Thalbrücke mit Kiosk und idealem Umsteigeort Bahn/Bus.Foto: Heinz Kamber

Nostalgie

Beim Nostalgiebetrieb konnten die sehr guten Umsätze vom letzten Jahr leider nicht mehr erreicht werden. Die Vermietungen der Fahrzeuge an andere Unternehmen im Nostalgiebereich haben zugenommen. Rückläufig sind die Fahrten auf der «Hausstrecke». Negativ hat sich auch ein Defekt am «Roten Pfeil» ausgewirkt, konnten doch 3 Fahrten nicht ausgeführt werden. Dazu kamen die hohen Reparaturkosten von ca. Fr. 25000.-.

Folgende Fahrten wurden organisiert:

  • 18 Dampfzüge
  • 11 Rotpfeilfahrten
  • 5 Fahrten mit dem Seetal-Krokodil
  • 3 Wagenvermietungen
  • 14 Vermietungen Triebwagen BDe 4/4 oder RBe 540
  • 14 Vermietungen Triebwagen BDe 4/4 mit Salonwagen

Die Dampflok E 3/3 Nr. 2 wurde für 6 Monate an den Dampfverein Muni in Etzwilen vermietet.

Ein spezieller Anlass war auch die Fahrt von Solothurn nach Olten Hammer und zurück für das Volkswirtschaftsdepartement, verbunden mit einem Nachtessen in den OeBB-Speisewagen am Bahnhof Olten Hammer.

Am 16. August wurde zum 70. Geburtstag des «Roten Pfeils» eine Fahrt nach Murten organisiert. Das Seetalkrokodil, der Triebwagen BDe 4/4 und der Seetal-Personenwagen waren am 12. und 13. Oktober 08 am Eisenbahnfest in Baum im Einsatz. Der Dampfverein Bern war auch in diesem Jahr mit einem Dampfextrazug in Baisthal zu Besuch. An der Rampe in Baisthal wurde den über 100 Gästen ein Fondue serviert.

[Eine Fahrt mit dem Dampfzug ist auch im Winter ein spannendes Erlebnis.]
Eine Fahrt mit dem Dampfzug ist auch im Winter ein spannendes Erlebnis.Foto: Mathias Rieder
[Dampfzug anlässlich der Einweihung des Seetal-Krokodils De 6/6 vom 28. Juni 2008.]
Dampfzug anlässlich der Einweihung des Seetal-Krokodils De 6/6 vom 28. Juni 2008.Foto: Mathias Rieder

Arbeitsgruppe «Seetal-Krokodil»

Was lange währt, wird endlich gut!

Das Jahr 2008 war für die Arbeitsgruppe SeetaI-Krokodil das Krönungsjahr: Endlich, nach alles in allem mehr als 12 Jahren Arbeit, konnte die letzte Schraube an unserer De 6/6 festgezogen werden und mit dem letzten Pinselstrich auch die äusserliche Revision abgeschlossen werden.

Doch zuerst war im April die letzte Vorführung vor dem Inspektor des Bundesamtes für Verkehr angesagt. Dazu wurde die Lokomotive in einem über 50-seitigen Reglement ausführlich beschrieben und mit sämtlichen elektrischen Schaltplänen dokumentiert. Die Kontrolle zeigte, dass alle geforderten Bedingungen erfüllt waren, womit die Betriebsbewilligung des BAV erteilt wurde. Die Arbeitsgruppe - und insbesondere Hansueli Brodbeck - wurde für die saubere und korrekte Arbeit gelobt.

Noch im Mai - als die Einweihung bereits angekündigt war - gab es letzte Schrecksekunden, als wir feststellen mussten, dass ein wichtiger und unersetzbarer Dachisolator einen Sprung hatte und dadurch ein grosser Luftverlust das Druckluftsystem beeinträchtigte. Dank kompetenter Hilfe von OeBB-Mitarbeitern konnte der Schaden Im letzten Moment behoben werden.

An drei Tagen wurde die Lokomotive diversen Instanzen vorgeführt: Am 18. Juni der Presse mit einer Pressefahrt, am 21. Juni den Sponsoren und Mitarbeitern und am 28. Juni den Vereinsmitgliedern und der Bevölkerung. Alle drei Tage verliefen (inklusive Wetter!) zur vollsten Zufriedenheit aller. Das waren echte Freudentage für die Arbeitsgruppe!

Erste Rückkehr in die alte Heimat war dann am 7. September 2008 zum Jubiläum «125 Jahre Seetal- Bahn». Bei teilweise sehr schlechtem Wetter zeigte die Lokomotive ihre Wetterfestigkeit und wurde in Hochdorf herzlich begrüsst.

Mitte Oktober hatte die Lokomotive ihren grossen Auftritt bei der Veranstaltung in Bauma. Unter dem Thema «Seetal-Fahrzeuge» wurden diverse Loks, Triebwagen und Personenwagen, die einst im Seetal verkehrt waren, mit Extrazügen auf Fahrten rund um den Bachtel geschickt. Die ganze Fan-Gemeinde von historischen Eisenbahnen fotografierte unsere Lok tausendfach! Seither ist die Lokomotive im alten Depot Brugg abgestellt.

Nach wie vor ist das Seetal-Krokodil im Besitz der OeBB. Es wird in der nächsten Zeit abzuklären sein, wo sie sinnvoll remisiert und weiterbetrieben werden kann.

[Die Arbeitsgruppe bei der Einweihung am 28. Juni 2008.]
Die Arbeitsgruppe bei der Einweihung am 28. Juni 2008.Foto: Martin Gerosa
[Der Einweihungszug am 28. Juni 2008.]
Der Einweihungszug am 28. Juni 2008.Foto: Martin Gerosa
[Bachtel-Rundfahrt mit De 6/6 und historische Wagen am 11. Oktober 2008.]
Bachtel-Rundfahrt mit De 6/6 und historische Wagen am 11. Oktober 2008.Foto: Martin Gerosa